
1060 Stahl und Eison.
Kupolofcnanlagc m ii kippbaren Yorherden.
33. Jahrg. Nr. 26.
die zwischen je zwei Oefen angebracht sind. Zum
Beweise der guten Wirkungsweise der Wasser-
sptilung sei bemerkt, dafi wochentlich zweimal aus
den beiden Beeken seclis Schubkarren Asche heraus-
geschaufelt werden, welche sonst auf das Dach
gefaUen ware. Der Gichtboden ist sehr geraumig
und dient gleichzeitig zum Aufstapeln von rd. 100 t
Koks. Zu diesem Zweck ist 2 m tiber der Gichtboden-
sohle eine besondere Koksbuhne eingebaut. Durch
die Aufztige wird der Koks auf dieso Buhne gehoben,
und eigens gebaute Kokswagen entleeren ihn nach
zwei Soiten auf den Gichtboden. An Aufztigen
sind zwei vorhanden. Zwischen Gichtboden und
Htittensohle ist ein ZwischengeschoB eingebaut
von 4 m Breite und 15 m Lange. In demselben
sind untergebracht: 2 Aufzugwinden, 2 Rateau-
Gebliise m it Motoren gekuppelt, die Waschgelegen-
heit fiir die Ofenarbeiter und dic Klciderschrilnke
ftir dieso.
Die Rateau-Gebliisc konnen durch Regulierwider-
stande, die unten an den Oefen angebracht sind,
ausgezeichnet’ in der Drehzahl geregelt werden und
dadurch also auch dic Windmenge und der Druck.
Die Windmenge wird durch einen Schultzschen
Windmesser gemessen. Wir schicken durchschnittlich
in jeden^Ofen 100 cbm Wind i. d. min, dabei stellt
sich der/D ruck auf 75 bis 80 cm WS. Die Oefen
leisten regelmaBig 6000 kg i. d. st, weil sie eben
taglich genau auf MaB gehalten werden, und liefern
ein iiberaus liitziges Eisen bei 9 % Satzkoks. Die
Oefen sind vom FuBboden je 25 m hoch, weil die
Behorde dies verlangt hat. Von einer gemeinsamen
Funkenkammer habe ich wegen der ausgezeichneten
Wassersptilung abgesehen, zudem wiirde die Gicht-
bodenkonstruktion auBerordentlich schwer aus-
gefallen sein. Ebenso habe ich von einer sclbst
tatigen Beschickung der Oefen abgesehen, weil ich
bis zu einer gewissen Leistung der Oefen ein Gegner
jeder selbsttatigen Beschickung bin. W arum, mochte
ich heute nicht erortern. Das Gattieren geschieht
unten. Vor jedem Aufzug steht eine Wage, und
nur drei Mann besorgen das Abwiegen ftir zwei
Oefen, und zwar peinlichst genau, was bei unserem
QualitatsguB ein Haupterfordernis ist. Die Ofen-
anlage hat ferner zwei Satzuhren nach meiner Bauart,
die ebenfalis notwendig sind, da jeder Ofen taglich
vier- bis zehnerlei verschiedene Mischungen zu
schmelzen hat, und durch die eine geradezu ideale
Kontrolle moglich ist.
Die Vorteile der Kippvorherde sind nach meinen
Erfahrungen folgende: Verbrennungen beim Ab-
fangen von Eisen sind fast ausgeschlossen; Abfassen
selbst der ldeinsten Eisenmenge mit volliger Sicher-
lieit (ich mochte den Kippvorherd mit einer Kaffee-
kanne vergleichen, aus der man auch jede kleinste
Menge ausgieBen kann); Einbringen von Zuschliigen
in den Vorherd durch die Schnauze; Vermeidung
der Unfalle beim DurchstoBen des Stichloches der
alten Oefen.
Die Vorziige der umschaltbaren Dtisen bestehen
ebenfalis in der Yermeidung von Verbrennungen,
die durch das Herausziehen der Stochlochstange ent
stehen, sowie namentlich stets reine Dtisen und
gleichmiiBiges Abnutzen des Ofenfutters, wie auch
ganz regelmiiBigcr Betrieb, da der Wind nioht
unterbrochen zu werden braucht.
Zum SchluB seien noch einige Abbildungen vor-
geftihrt. Abb. 5 zeigt den Gichtboden m it der Koks-
btihne. In Abb. 6 ist dor Maschinenraum zur Halfte
abgebildet. Die andere Halfte ist symmetrisch
zu dieser. In Abb. 7 sieht man die neueste Ofen-
Abbildung 9. Das neuo Kupolofengebaude.
anlage, und ich darf wohl sagen, die modernste
Anlage der Weit. Man erkennt deutlich die
Kippvorherde mit ihrem Kippwerk, die Umschalt-
vorrichtung der Dtisen und die Satzuhren. Fer
ner sieht man hier dic Schiebebtihnen; diese
sind notwendig, um dem Wandern der Schnauze
beim Kippen des Herdes Rechnung zu tragen.
Die Btihnc hat drei Schienen gleich zwei Gleisen
von 600 mm Spur, von denen jeweilig das eine
ftir den benachbarten Ofen benutzt wird. Durch
Verschieben der Btihne wird der AnschluB an das
Abfahrtgleis erreicht. Die Schlackentopfe liegen auf
den entgegengesetzten Seiten der Kipplierde. Abb. 8
zeigt die im August 1911 in Betrieb genommene
Anlage. Auch hier sieht man Dtisenumsehaltung
und Satzuhren. Bei dieser Anlage ist der Koksbodcn
tiber dem Gichtboden angelegt wegen Platzmangels.
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