
11. Juni
1983 —
Folge
24 —
Seite
5
£u5 tfiurroämblatt
Politik
Die ostpreußische
Familie
Polen:
„Kein
Papstwagen
—
Keine
Probleme
Nach
der
„Aktion
Kanarienvogel"
startete
Jaruzelski
die
Aktion „Rabe"
Nach
dem
Schlag gegen
die
„Solidarität"
(Aktion
Kanarienvogel)
hat
nun Klosterschü-
ler
Jaruzelski zum Schlag gegen
die
Kirche
(Aktion
Rabe)
ausgeholt. Vorausgegangen
war
ein Sc
hreiben
der
Neostalinisten unter
Außenminister Stefan
Olszowski,
in dem eine
„energische Kampagne"
und die
„Zerschla-
gung
dieser Bastion
des
Antikommunismus"
(gemeint ist der Episkopat), verlangt
wird.
Be-
gleitet
wird
diese Kampagne
von der Wo-
chenzeitung
„Rzeczywistosz" mit
der
Forde-
rung
nach einem Stopp
des
Kirchenbaus.
Zum
Jahrestag des Papst-Attentats vom
13.
Mai
1981
folgten rüde anonyme Rundfunkat-
tacken
gegen
den
„abrüstungsfeindlichen"
Papst
und
die
Verhaftung
des
greisen Jesui-
tenpriors
Stefan Dzierzek.
Dem
Walese-
Beichtvater, Monsignore
Nenryk
Jankowski,
wird
die
angebliche deutsche Volksliste
der
Eltern
vorgehalten,
so als
gebe
es
keine KP-
Funktionäre oder
Offiziere,
die nicht HJ-Füh-
rer waren.
In
einer Nacht- und
Nebelaktion
wurde die
von
polnischen Ingenieuren hergestellte
Papstlimousine,
mit der
Johannes
Paul
II.
1979 Polen bereiste, verschrottet. Der
fast
un-
genutzte Wagen kostete
2,5
Millionen
Zloty.
Kommentar
der
Zeitschrift „Tworoczosc
Ro-
botnicza"
(Arbeiterkreativität): „Gibt
es
kei-
nen
Papstwagen, gibt
es
auch keine Proble-
me."
Plötzlich
ist die
Warschauer Sowjetbot-
schaft
irritiert,
daß der Papst den General
des
Aufstands
von 1863 und späteren Karmelite-
prior
sowie Landsmann aus Wadowice, Rafa-
el
Kalinowski,
seligsprechen
will.
Eine
Zei-
tungsserie über diesen antizaristischen
Auf-
stand,
die auf
einem sowjetisch-polnischen
Buch
basierte, muß
auf
Wunsch
der
Sowjets
a/jointfilesconvert/476224/bgebrochen werden.
In
Polen
zweifeln
immer mehr Menschen
daran,
daß der Papst
am 16.
Juni nach Polen
kommt,
nachdem
nun
Radio
Vatikan
und
„Osservatore Romano"
die
„Aktion Rabe"
kritisieren.
Die
oppositionelle Zeitschrift
„Kultura" tröstet die Polen
in
Anspielung
auf
das Attentat, daß der Papst
immerhin
in Polen
vor
dem sowjetischen Geheimdienst
KGB
und
den
Bulgaren sicherer
sei als
im
Vatikan.
In
München erinnerte der greise Schriftstel-
ler
Josef
Mackiewicz
anläßlich
des
40sten
Jahrestages
der Entdeckung des sowjetischen
Massakers
mit seinem Buch „Katyn
—
unge-
sühntes Verbrechen" Polens Militärdiktator
an
das Schicksal
seines
Vaters. Das Buch
des
letzten
Überlebenden
der
Katyn-Sachver-
ständigenkommission
ist in
dem Frankfurter
exil-russischen
Verlag
Possev in deutsch her-
ausgekommen.
Bernd
Erpel
Rajski
trat in ein
„Fettnäpfchen"
Trotz
Wirtschaftsmisere
steigen
die
Rüstungsausgaben
weiter
an
Warschau
— Am 16.
Mai
1981
wies
auf
einer
KP-Konferenz
in
Gdingen
(Gdynia)
der
Partei-Rüstungsexperte
Marian
Rajski darauf
hin,
daß die
polnische Wirtschaftskrise
vor
allen
Dingen
ein
Resultat
der in die
Höhe
treibenden
Rüstungsausgaben
sei. Die
par-
teitreuen
Medien
antworteten wütend auf das
Referat von Rajski. Rajski
hatte
nämlich seine
Hand
in eine offene Wunde gelegt.
Denn
ob-
wohl
die Wirtschaftsseminare in Polen weiter
fröhliche Urständ' feiert, die
Produktion
sehr
viel
zu wünschen übrig läßt,
ebenso
die
Ver-
sorgung,
wird
die Militärregierung vom
Kreml
weiter
zu
kräftigen Ausgaben
im
Rüstungs-
haushalt
angehalten.
Nachdem
Polen
1975 im
Wert
von
zwei
Milliarden
Dollar
Rüstung produzierte,
1981
für
5,4
Milliarden,
so
stieg diese
Produktion
1982 auf
6,2
Milliarden
Dollar.
Die Ausgaben
für
die
Rüstung machten
in
Polen
1975 3,1
Prozent
des
Brutto-Nationaleinkommens
aus,
sechs
Jahre
später bereits
4,3
Prozent und in-
zwischen
dürfte dieser Prozentsatz weiter ge-
stiegen sein. Was den Warschauer Pakt anbe-
langt,
so
liegt dieser Prozentsatz nur
bei der
UdSSR
und der „DDR" höher. Bereits während
der
Jahre
1975 bis 1981
sind
die
polnischen
Rüstungsausgaben
pro
Kopf
von
59 auf 150
Dollar
gestiegen.
Wie
in allen Warschauer-Pakt-Ländern
ist
auch
der größte
Teil
der Rüstungsausgaben in
•anderen
Sparten
des
Jahreshaushalts ver-
steckt und praktisch nicht erkennbar.
Einzel-
heiten
kennt nur die sowjetische Führung des
Warschauer
Paktes und eine
Handvoll
Mili-
tärs in Polen, die das besondere Vertrauen der
Sowjets genießen.
Die
militärische
Planung
hat sowieso
Vorrang
vor der
zivilen.
Mit
der
militärischen
Planung
befaßt sich
die
„Kom-
mission
für
militärisch-industrielle
Zusam-
menarbeit" unter
Aufsicht
der
Führung
des
Warschauer
Paktes.
Dann
wird
die Finanzie-
rung
und die
„Arbeitsteilung"
bei der Rü-
stungsproduktion
bestimmt. Die ganze
Sache
wird
hierauf von der sowjetischen Armeefüh-
rung
a/jointfilesconvert/476224/bgesegnet.
Nach
der
Bestätigung
des
Rüstungsplanes dürfen seine
Richtlinien,
Empfehlungen
und die
Produktion
nicht mehr
geändert werden. Die UdSSR hat eine
Mono-
polstellung,
was die Rüstungsproduktion an-
belangt.
Sie
legt die Preise
für
den Verkauf,
den
Ankauf
von Waffen,
Munition
und
Mili-
tärgerät
für
jedes
WP-Land
fest.
Die Sowjet-
union
diktiert
die
Modalitäten
der
Verträge
beim
Export und Import
von
Rüstungspro-
duktion,
und
sie
diktiert
die
Liefertermine.
Was
das Tempo der Rüstungsausgaben anbe-
langt,
so
nimmt Polen unter
den
Satelliten-
staaten nach Bulgarien und
der
„DDR"
den
dritten
Platz ein, weit vor der CSSR und Un-
garn,
also Ländern, denen
es
wirtschaftlich
viel
besser
geht als dem
Land
zwischen Oder
und
San.
„Wir sind
keine
armen
Verwandten"
Polnische
Nachrichtenagentur
gegen
westliche
Hilfssendungen
Geschenksendungen,
die aus dem
Ausland
nach
Polen kommen, würden
bei
den Polen
gemischte Gefühle und
Meinungen
erwecken.
Dies
berichtet
die
polnische Nachrichten-
agentur PAP
in
englischer Sprache unter
Be-
rufung
auf
eine vom Forschungszentrum
für
die
öffentliche
Meinung
des polnischen
Rund-
funks
und
Fernsehens durchgeführte
Mei-
nungsumfrage.
Einerseits,
so
heißt
es in
dem Bericht, wer-
den
viele der Bedürftigen diese
Hilfssendun-
gen
als sehr
wichtig
bezeichnen und mit Dank
entgegennehmen.
Gleichzeitig
riefen
aber
die
aus
dem
Ausland
eintreffenden Paketsen-
dungen
„bei
vielen
Polen, die keine
Almosen
wollen
und nicht die ,armen
Verwandten'
an-
derer europäischer Nationen sein
wollen,
ein
Gefühl
der
Peinlichkeit hervor".
Die
Befürworter
der
Geschenksendungen
meinten,
diese seien eine
Hilfe
für die Gesell-
schaft,
sie
milderten die Dürftigkeit
auf
dem
Markt
und bedeuteten eine Erleichterung
für
die
ärmsten
Gruppen
der
Bevölkerung.
Besonders ausgestellt von PAP
ist
die An-
sicht
der Gegner der
Hilfssendungen.
Die Ge-
schenkpakete seien
für das
Land
und seine
Gesellschaft erniedrigend. Die Lage
in
Polen
sei
nicht
so
schlecht,
daß
solche
Hilfe
erfor-
derlich
sei.
Die
Institution, gegen
die die
häufigsten
Einwände laut
wurden,
ist die
katholische
Kirche.
Sehr
viel
weniger
Kritik
erhielt laut
PAP
die
Verteilung
der Gaben
durch
die
Re-
gierung
und ihre Organisationen,
durch
das
polnische
Komitee
für
Sozialhilfe
und das
Rote
Kreuz
Polens.
wona
„DDR":
SSD-Major
in die
USA
Mit
Geheimakten
in den
Westen
Der
im März in den Westen übergetretene
Major
des
Staatssicherheitsdienstes
(SSD)
Manfred
Geisenhöhner arbeitete
in
der
Ver-
waltung
Dokumentation
des
Ministeriums
für
Staatssicherheit. Der 49jährige
hat
den aka-
demischen
Grad
eines Dr.
jur.
erworben.
Er
war
früher
in
Leipzig
tätig.
Der
SSD-Major
brachte „zahlreiche Unterlagen"
mit in den
Westen
und begab sich sofort
in die
Obhut
amerikanischer
Behörden.
Er
soll
inzwischen
in
den Vereinigten Staaten leben.
wo
Liebe
Leserinnen und Leser,
als ich vor mehr als
15
Jahren die „Ostpreußische Fa-
milie"
einrichtete, verband
ich
damit
die
Absicht,
die
Leser noch enger zusammenzuführen.
Hier
sollte
die
Möglichkeit
zu
einem Gedankenaustausch und
zu ge-
genseitiger
Hilfe
gegeben sein.
Nicht
zuletzt sollte hier auch die Redaktion die Mög-
lichkeit
haben,
den
Kontakt
zu
den Lesern
zu
pflegen.
Hiervon
möchte
ich
heute Gebrauch machen.
Woche
für
Woche erhalten wir
—
und
das
freut uns
besonders
—
Neubestellungen auf unser „Ostpreußen-
blatt".
Aber
Woche für Woche haben wir auch die trau- H.
W. —
rige
Pflicht,
vom Tode alter und treuer Abonnenten Kenntnis geben zu müssen.
Alles
—
und damit auch wir Menschen
—
unterliegt dem Naturgesetz vom
Werden
und Vergehen. Diejenigen, die in den ersten Jahren nach dem Kriege
aus Ostpreußen kamen und
es
als eine Ehrensache ansahen, ihr „Ostpreußen-
blatt" zu abonnieren,
sind
inzwischen
in
den Herbst
des
Lebens eingetreten.
Aus
vielen
ihrer Briefe spricht die
enge
Verbundenheit zu unserer
Zeitung,
die
sie damals wie heute
als
eine Brücke zur Heimat empfinden.
Vielen
ist es ge-
lungen,
Kinder
und
Enkel
für die
Heimat
zu
interessieren und
gar
mancher
schreibt uns,
daß er am
Wochenende nach
dem
Postboten Ausschau hält,
damit
er
sein „Ostpreußenblatt" erhält.
Wir
erhalten
—
und
das
freut
uns
wiederum
—
zahlreiche Bekundungen
der
Zustimmung
zur Gestaltung unserer
Zeitung
und insbesondere dafür, daß
wir
den Inhalt des Blattes
so
ausgeweitet haben, daß bei Wahrung der
vorran-
gigen
heimatpolitischen Belange unser „Ostpreußenblatt"
wirklich
als
eine
echte
und wertvolle Informationsquelle angesehen
wird.
Wir besitzen Briefe
von
Mitbürgern, die Ostpreußen
erst
durch
„Das Ostpreußenblatt" kennenge-
lernt
haben und
die
heute
zu
unserer treuen Lesergemeinde gehören.
Wir
würden
aber
die uns
aufgegebene Pflicht vernachlässigen, wenn wir
nicht
immer wieder
an
unsere Landsleute,
an
unsere Leser, appellieren und
bitten
würden, zur weiteren Verbreitung unserer
Zeitung
beizutragen.
So möchte ich Sie denn mit diesen
Zeilen
sehr
herzlich
bitten, uns doch
An-
schriften
von Landsleuten oder
aus
dem
Kreis
Ihrer Bekannten aufzugeben,
von
denen
Sie
glauben, daß diese als Abonnenten gewonnen werden können.
Wir
werden diesen Personenkreis gern als Gast-Leser für ein Vierteljahr mit
unserer
Zeitung
beliefern und wenn sich hieraus
—
wovon
wir
überzeugt
sind
—
neue Abonnements ergeben, werden
Sie für
jeden
uns
vermittelten neuen
Abonnenten
die
Werbeprämie von
20,—
DM erhalten.
Ostpreußen
wird
so
lange im Bewußtsein unserer Mitbürger bleiben, als von
dem
Land
der
dunklen
Wälder gesprochen
wird.
Ihr
Sprachrohr, liebe Leser,
ist
„Das Ostpreußenblatt". Wenn
Sie
also
wollen
—
und wer hegt nicht diesen
Wunsch
—,
daß weiter von Ostpreußen gesprochen und das Recht auf Heimat
und
Selbstbestimmung auch für die Ostpreußen gefordert und vertreten
wird,
dann
helfen
Sie
uns, unserem „Ostpreußenblatt" eine gesunde Basis zu erhal-
ten.
Helfen
Sie
uns, unsere
Arbeit
auf eine noch breitere Grundlage zu stellen.
Mit
herzlichem Dank
Ihr
(Wellems)
Chefredakteur
An
„Das Ostpreußenblatt,
Redaktion,
Postfach
32 32 55,
2000
Hamburg
13
Ich
empfehle, nachstehende Personen für
3
Monate
als
Gast-Leser
mit unserem Ost-
preußenblatt
zu
beliefern (bitte Name, Vorname, Straße, PLZ, Wohnort
angeben)
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Meine
Adresse und Unterschrift (Bitte Maschinen- oder Druckschrift verwenden)
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